Eine erste Version des Textes erschien im Februar 2021 anlässlich der damaligen Vertragsverlängerung von Christian Streich beim SC Freiburg.
Meine Frau, die an Fußball eher unterdurchschnittlich interessiert ist, fragt nach jedem Bundesligaspieltag: „Wie hat eigentlich mein Freund Christian Streich gespielt?“ Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Mein Freund Christian Streich… Dabei ist es nicht etwa so, dass sie in Freiburg studiert oder früher an der Bundesstraße von Lörrach nach Karlsruhe neben der Metzgerei von Streichs Eltern gewohnt hat. Nein, die schnöde Wahrheit ist: Sie ist dem Mann nie begegnet.
Aber so geht es ja vielen, ob sie nun Fußballfreunde sind oder nicht: dass sie beim Freiburger Trainer emotional andocken, wie es ihnen bei anderen Protagonisten des Spiels nie in den Sinn käme. In den mehr als zehn Jahren, die Streich jetzt als Cheftrainer des SC Freiburg arbeitet, hat er sich zu einer Type entwickelt, die in der heutigen Bundesliga, ach was, wahrscheinlich in der Bundesligageschichte ihresgleichen sucht. Eine einzigartige Mischung aus Erklärbar, Spielphilosoph und Seitenlinienvulkan, die uns tröstliche Gewissheit schenkt, dass das Spiel noch nicht komplett vor der Diktatur der Expected Goals kapituliert hat.
Gegenentwurf zum modernen Fußball
Dabei sollte sich niemand von seinem charmanten, aber immer leicht putzig wirkenden alemannischen Akzent täuschen lassen. Der Mann weiß, was er tut, und er weiß genau, was er damit auslöst. Kaum hatte Streich das Traineramt in Freiburg übernommen, wurde er als ebenso kauziger wie erfolgreicher Gegenentwurf zum modernen Fußball gefeiert, und es hat ihn nicht überrascht. „Das klingt jetzt komisch, aber ich habe gewusst, dass es so kommen könnte“, hat er in einem frühen Interview mit 11FREUNDE gesagt. „Man hat ja auch schon vorher ohne Kameras 46 Jahre gelebt, und ich weiß ja, wie ich auf Menschen wirke.“
Fotostrecke: Außen hart, aber innen ganz Streich: Die schönsten Wut-Jubel von Christian Streich

„Ich spüre, dass ich älter werde. Die Kraft schwindet“, sagt Christian Streich im großen Interview in 11FREUNDE #264. Darin präsentiert sich der 58-Jährige äußerst nachdenklich und zieht nach zwölf Jahren als Cheftrainer des SC Freiburg eine Zwischenbilanz. Das gesamte Interview lest ihr hier. Das Heft bekommt ihr am Kiosk eures Vertrauens oder direkt hier bei uns Shop.
Und als kleinen Beweis dafür, dass Christian Streich trotz schwindender Kräfte an der Seitenlinie immer noch voller Energie ist, präsentieren wir euch hier seine schönsten Wut-Jubel.
Annette Cardinale

Erster Spieltag der aktuellen Saison: Freiburg gewinnt mit 2:1 bei Hoffenheim. Die Freude ist riesig. Oder ist es der Harndrang?
imago images

Ist das eine Aufstiegsfeier? Oder ein südbadischer Initiationsritus, bei dem die Jünglinge kurz vor der offiziellen Mannwerdung der Reihe nach vom dorfaggressivsten umgekickt werden? Oder ist nur einfach der Ball schon vor Streich geflüchtet? Wir wissen es nicht. Was wir dafür wissen: Keiner feiert so wütend wie der Freiburg-Trainer. Doch seht selbst.
Imago Images

Außen hart, aber innen ganz Streich.
Imago Images

Beziehungsweise: weiche Schale, harter Kern.
Imago Images

Christian Streich war schon immer einer, der gerne gegen den Strom geschwommen ist. Beziehungsweise gegen den Strom gefeierbrüllt hat.
Imago Images

Besonders schön: Die von Christian Streich perfektionierten Aggro-Jubelsprünge.
Imago Images

Fun Fact: Genau diese Pose braucht es auch, um ein Ein-Meter-XXXL-Supersize-Sandwich in weniger als 15 Sekunden zu essen.
Imago Images

Folgendes Szenario: Dieser Mann kommt in der Kneipe auf Sie zu und brüllt: „Jetzt reicht’s“. Was machen Sie? Und woher wollen Sie wissen, dass die Flucht erfolgreich endet?
Imago Images

Folgendes Szenario: Dieser Mann kommt in der Kneipe auf Sie zu und brüllt: „Jetzt reicht’s mir aber wirklich!“ Was machen Sie? Und wieso zum Teufel sind Sie immer noch in der verdammten Kneipe???
Imago Images

Ein Wutjubel, so schön, man sähe ihn gerne in Stein gemeißelt vor dem Schwarzwald-Stadion stehen.
Imago Images

Schöne Unterkategorie vom Aggro-Jubel: Das passiv-aggressive, demonstrative Nicht-Jubeln, während alle anderen vor Freude durchdrehen.
Imago Images

Beweisstück 2.
Imago Images

Beweisstück 3.
Imago Images

Beweisstück 4.
Imago Images

Auch gut: Die übersprungsartige Aggro-Umarmung, die den Spielern gleichzeitig verdammt gut und verdammt weh tut.
Imago Images

Beweisstück 2.
Imago Images

Beweisstück 3.
Imago Images

Beweisstück 4.
Imago Images

Beweisstück 5.
Imago Images

Beweisstück 6.

Unglaublich aber wahr: In diesem Moment erfindet Christian Streich das Woggen (wütend joggen).
Imago Images

Impulskontrolle, die.
Imago Images

Praktisch: Sollte Christian Streich je die Tauben auf dem Freiburger Münsterplatz verscheuchen wollen, muss er einfach nur über ein Tor jubeln.
Imago Images

„WIR HABEN UNS VORGENOMMEN, IM LEBEN ZU NICHTS ZU KOMMEN, WAS UNS AUCH GOTT SEI DANK GELANG. TRINKFEST UND ARBEITSSCHEU, DOCH SIND WIR UNITED TREU. SO LEBEN WIR, JA WIR. SO LEBEN WIR. UNITED!!! UNITED!!!“
Imago Images

Eine unserer absoluten Lieblingsposen: der wütende Opernsänger.
Imago Images

War schon als Spieler anders happy: Christian Streich.
Imago Images

Könnte so auch auf dem komischen Psytrance-Floor auf der Fusion neben einem tanzen: Christian Streich.
Imago Images

Schnauzt vor Freude auch mal den Rasen an: Christian Streich.
Imago Images

Will gerne sauer jubeln, aber auch nicht riskieren, dass ihn dann jemand in der Achselhöhle kitzelt: Christian Streich.
Imago Images

Jubelt, wie andere frieren: Christian Streich.
Imago Images

Würde mit dieser Art Urschrei-Jubel auch seine Lieblingssüßigkeit an der Supermarkttheke bekommen: Christian Streich.

Könnte schon wieder durchdrehen, so gut, wie seine Mannschaft spielt: Christian Streich.

Ist sogar wütend nicht so wütend wie der glückliche Streich: Timo Werner.
Imago Images

Stein gewinnt immer, wenn Christian Streich das sagt!

Nicht im Bild: Marco Materazzi.

Auswärtssieg in Paderborn? Ein Gentleman genießt und stiert wütend ins ostwestfälische Nichts!
Imago Images

Achtung: Gleich knallt’s.
Imago Images

„Soll doch die ganze Welt wissen, dass ich grade extrem glücklich und extrem sauer gleichzeitig bin, verdammte Scheiße!“
Imago Images

Remember Brad Pitt in Troja? This is him now. Feel old yet?
Imago Images

Auch toll: der Jubelpunch.
Imago Images

Vorbildlich und für alle sicherer: Seit ein paar Monaten wutjubelt Streich nur noch mit Maske.
Imago Images

Hat zwar nicht wirklich was mit Jubeln zu tun, wollten wir euch aber nicht vorenthalten: Christian Streich mit gelöster Handbremse beim Sommerrodeln.
Imago Images

Und damit das nicht falsch rüberkommt: Wir wissen, dass Christian Streich eigentlich ein ganz lieber Kerl ist. Und freuen uns, dass er der Liga und uns noch eine Weile erhalten bleibt. Darauf ein latent aggressives „Juhu!“
Imago Images
Wobei allerdings selbst Streich nicht geahnt haben dürfte, wie langlebig der Hype um seine Person sein würde. Und dass eines Tages sogar die „New York Times“ um die Ecke kommt und ein großes Porträt über den „Philosophen vom Schwarzwald“ schreibt. Aber das kommt davon, wenn die Menschen sogar aus andernorts öden Spieltags-Pressekonferenzen mit dem hoffnungsfrohen Gefühl herausgehen, dass die Welt zwar womöglich in ernsten Kalamitäten, aber noch nicht ganz verloren ist.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeTnb%2Bqv9OimKdlo6m%2FprXCoWSvnaKhrqa6xp6prqaXYrOzscibrKufX2iAcoGWb2c%3D