In Liebe, mein Bolzplatz - Liebesbrief an den Affenkfig 11FREUNDE

jetzt ist es also so weit: Das Deutsche Fuballmuseum hat Dich der UNESCO als Weltkulturerbe vorgeschlagen. Nachdem Bruche, Traditionen und Handwerkstechniken bereits in der Vitrine stehen, wollen sie nun Dich. Das letzte Stck unbefleckten Fuball und ich finde, es ist an der Zeit.

jetzt ist es also so weit: Das Deut­sche Fuß­ball­mu­seum hat Dich der UNESCO als Welt­kul­tur­erbe vor­ge­schlagen. Nachdem Bräuche, Tra­di­tionen und Hand­werks­tech­niken bereits in der Vitrine stehen, wollen sie nun Dich. Das letzte Stück unbe­fleckten Fuß­ball – und ich finde, es ist an der Zeit.

Spieler und Fans ver­binden ihre Liebe zum Fuß­ball mit dem Sta­dion. Doch Du warst der Ort, wo die Fas­zi­na­tion sie ein­fing. Wo sie ver­standen, wie der Ball rollt, was ein Pass im rich­tigen Moment für eine Wir­kung haben kann oder dass ein Spiel erst vorbei ist, wenn es vorbei ist. Diese Lek­tionen hast Du erteilt, Nach­mittag für Nach­mittag.

Du bist überall zu Hause

Bei Dir gibt es keinen Kom­merz, Dein Ein­tritt ist kos­tenlos. Du ver­kaufst Deinen Namen nicht an Süßig­kei­ten­her­steller und Rei­se­an­bieter, Du bist nur für den Fuß­ball da. Denn Du bist ehr­lich. Des­halb braucht man keinen Schieds­richter, denn nie­mand lässt sich fallen. Man braucht keine Mil­lio­nen­trans­fers, finan­ziert von irgend­wel­chen dubiosen Inves­toren, denn die Spieler wech­seln auf die andere Seite, wenn es ein Ungleich­ge­wicht gibt. 

Die Kiez­ki­cker aus dem Norden, die Pöhler aus dem Pott, die bay­ri­schen Bolzer, die noch ein kleines Wep­perle nach der Schule spielen – sie alle lieben Dich und Deine Fehler. Dein rut­schiger Tartan, Deine Kuhlen, die die Bälle ver­springen lassen, Dein Asphalt, der jede Grät­sche zu einer blu­tigen macht. Und natür­lich diese eine Pfütze vor dem Tor, die jeden Flach­schuss ent­schärft. Du bist überall zu Hause, egal ob als Bolz­platz mit hoch­ge­wach­senem Gras am Rande des Dorfes oder als Affen­käfig mit Metall­toren in der Groß­stadt.

Was Mesut sagt

Affen­käfig. Das hat nichts mit gewor­fenen Bananen zu tun oder Pri­ma­ten­lauten, denn Du kennst keinen Ras­sismus. Wer Fuß­ball ver­steht, der braucht nicht die­selbe Sprache spre­chen. Wer spielen will, der inter­es­siert sich nicht für die Haut­farbe des Mit­spie­lers oder wel­ches Trikot er trägt. Du bist ein bes­seres Zei­chen für Gleich­heit im Fuß­ball als jede FIFA-Kam­pagne oder Denkmal.

Und genau des­halb haben das Deut­sche Fuß­ball­mu­seum in Dort­mund und Mesut Özil recht, wenn sie die Bolz­platz­kultur des Ruhr­ge­bietes zum imma­te­ri­ellen Welt­kul­tur­erbe der UNESCO machen wollen. Ers­tens, weil Du die Ehrung ver­dient hast, auch wenn Du viel­leicht nur ein paar Qua­drat­meter Sand­platz bist. Zwei­tens, weil man Dich sonst viel­leicht irgend­wann durch Büro­ge­bäude ersetzt oder wegen Ruhe­stö­rung schließt. 

Danke dafür

Und drit­tens, weil wir in Deutsch­land gerne eine gute Natio­nal­mann­schaft haben. Dem her­an­wach­senden Mesut Özil wurde bei Rot-Weiss Essen oder auf Schalke das Spiel auf dem Groß­feld bei­gebracht, aber seine Liebe zum Fuß­ball begann auf einem Bolz­platz in der Olga­straße in Gel­sen­kir­chen. In einem Inter­view mit 11FREUNDE sagte der Welt­meister vor knapp andert­halb Jahren: Ich habe gelernt, dass man mit Spaß Fuß­ball spielen muss. Ohne Druck. Es ist noch heute so, dass ich wirk­lich gut bin, wenn ich spiele, als ob ich kicken würde. Wie damals im Affen­käfig.“

Vieles ver­liert an Glanz, wenn man älter wird. Du bist aber immer gleich geblieben. Danke dafür, Bolz­platz.

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